Doppelte Ehrung für Bärenreiter - Wiederentdeckung und Musikbuch des Jahres 2019
Bei der Kritikerumfrage im Jahrbuch 2020 der Zeitschrift „Opernwelt“ ist der Bärenreiter-Verlag gleich zweimal ausgezeichnet worden.
In der Rubrik „Wiederentdeckung des Jahres“ erhielt Paul Dessaus 1969 uraufgeführte Oper „Lanzelot“ die meisten Stimmen. Sie hatte erstmals seit fast fünfzig Jahren am 23. November 2019 am Nationaltheater Weimar Premiere. Regie führt niemand Geringerer als Altmeister Peter Konwitschny, die musikalische Leitung hatte Dominik Beykirch. Die geplante Übernahme der Inszenierung ans Theater Erfurt fiel der Corona-Pandemie zum Opfer. Das Libretto zu „Lanzelot“ schrieb Heiner Müller nach einem brisanten Märchenstück des russischen Dramatikers Jewgeni Schwarz aus dem Jahr 1943. Zu der vielschichtigen textlichen Vorlage Müllers schuf Dessau eine ebenso vielfältige Musik: In ihren Grundzügen ist sie dodekaphon gearbeitet, der Drache wird mit bruitistischen Klängen des überbordenden Schlagapparats charakterisiert, daneben gibt es lyrische und karikaturistische Momente, eine Barockmusikparodie, Beat-Klänge, Mozart-Allusionen, Chopin-, Rossini-, Wagner- und nicht zuletzt Eigenzitate Dessaus. (Szenenfoto Weimar: Candy Welz)
Als „Musikbuch des Jahres“ wurden Sergio Morabitos Texte aus 25 Jahren unter dem Titel „Opernarbeit“ prämiert (Bärenreiter-Verlag / Verlag J.B. Metzler 2019. 409 Seiten. € 28,99). Sergio Morabito war der Stuttgarter Oper die fünfundzwanzig Jahre vom 1993 bis 2018 als Dramaturg und Regisseur verbunden. In seinem Buch gibt Morabito Einblicke in die Praxis des Operndramaturgen und -regisseurs. Er setzt sich mit wichtigen Werken des Opernrepertoires auseinander und zeigt dabei, was als sein Markenzeichen gelten kann: die Vermittlung von wissenschaftlicher Erkenntnis mit künstlerischer Freiheit, ästhetischer Praxis mit analytischer Verbindlichkeit.