In Schuld verstrickt
Die Wiener Staatsoper bringt am 31. März 2019 Manfred Trojahns Oper „Orest“ in einer neuen Produktion heraus. In seinem Musiktheater in sechs Szenen nach einem eigenen Libretto, uraufgeführt im Dezember 2011 an der Nederlandse Opera Amsterdam, arbeitet Manfred Trojahn in einem eigenen Libretto den Mythos vom Muttermörder auf. Orest ist ein Leidender, der sich von der Göttermacht zu emanzipieren sucht, er vibriert, so Manfred Trojahn, zwischen Fremdbestimmung und der Vision von einem neuen Leben: „Er macht nur einen Fehler: er meint, er könne die Schuld hinter sich lassen – und er wird erst spät bemerken, dass er mit der Schuld zu leben hat, um sie zu überwinden.“
Drei weibliche Figuren, Elektra, Hermione und Helena verkörpern divergierende Charaktere. Die männliche Göttermacht tritt als ein Doppel auf, Apollo und Dionysos, die zwei Seiten einer Figur darstellen: der politische Zyniker und der sinnliche Verführer. Eine besondere Klammer bildet der musikalisch eindruckvolle Ausgangspunkt der Oper: ein Traumbild des in seiner Qual gefangenen Orest, eine Musik von sechs Frauenstimmen, zuweilen gekoppelt an sechs Soloviolinen, die klanglich den ganzen Zuschauerraum ausfüllen. „Ich habe vermieden, sie als Erynnien zu bezeichnen, denn ich denke eher an psychische Vorgänge als an mythische Fabelwesen. Und sie sind auch die multiplizierte Stimme Klytaimnestras. Diese Musik kehrt immer zurück, wenn Orest von seinen Gewissensqualen erreicht wird.“ Der Schluss ist offen: „Ob Orest den Weg gefunden hat? Ich kann es nicht beantworten. Wie alle meine Opernhelden geht er am Schluss fort, ohne uns eine Antwort auf unsere Fragen zu geben.“
31.3.2019 Wien (Staatsoper)
Manfred Trojahn: Orest. Musiktheater in sechs Szenen. Libretto: Manfred Trojahn
Musikal. Leitung: Michael Boder, Regie/Bühne/Licht: Marco Arturo Marelli
Weitere Termine: 5., 7., 10.4.2019
Livestream: Vorstellung vom 5.4.2019 über www.staatsoperlive.com
Weitere Informationen: www.wiener-staatsoper.at